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  • Porträt: Ingrid Reinhart.

„Die Toleranz ist bei uns angekommen“

Ehrenamtliche mit Energie, Empathie und Engagement: Ingrid Reinhart, die Leiterin des Helferkreises Grünwald, erzählt von den Aktivitäten und Erfolgen bei der Flüchtlingsarbeit.

 

Das Interview wurde im Jahr 2016 geführt.

Deutschunterricht, Hilfe bei Arzt- und Behördengängen, Job- und Wohnungssuche, Sprachcafés, Spieleabende, Kochgruppen, Fußball, Hockey, Schwimmen, Volleyball, Wander- und Fahrradtouren: Die Aktivitäten des Helferkreises Grünwald im Landkreis München können sich sehen lassen. Ingrid Reinhart ist die Leiterin. Ihre Mission: sozialer Friede. Ein anderes Wort dafür: Nächstenliebe.

Kein Ehrenamtlicher soll sich überfordern

Im März 2013 gegründet, hat der Helferkreis inzwischen über 200 Mitglieder – ehrenamtliche Helferinnen und Helfer mit Energie, Empathie und jeder Menge Engagement. Allen voran Ingrid Reinhart, eine gelernte Erzieherin knapp über dem Rentenalter, die zwei Tage in der Woche in der Gemeindebibliothek arbeitet. Außerdem ist sie Kommunalpolitikerin im Gemeinderat. Ehrenamtlich, versteht sich. Die Flüchtlingshilfe ist Ehrenamt Numero Zwei – zu Spitzenzeiten mit einem Arbeitseinsatz von über 40 Wochenstunden. „Aber so viel muss es gar nicht sein“, sagt Ingrid Reinhart. „Wenn ein Helfer nur einmal im Monat für zwei Stunden Zeit hat, ist das genauso in Ordnung.“

Super Selbstläufer: Die Integration von Kindern

Ingrid Reinhart ist stolz darauf, was der Helferkreis Grünwald mit Unterstützung der evangelischen Gemeinde in den vergangenen Jahren alles bewegt hat. 2013 habe es in Grünwald noch wenige Strukturen für Flüchtlinge gegeben. „Das läuft jetzt super!“ Gerade Kitas, Kindergärten und Schulen seien sehr gut auf die neue Situation eingestellt. Die Integration von Kindern sei quasi ein Selbstläufer geworden. „Kleine Kinder können innerhalb von zwei Monaten Deutsch. Ich finde das herrlich!“

Jobs vom Kamelpfleger bis zum Unternehmensberater

Aber auch bei den Älteren verzeichnet Grünwald tolle Erfolge. „Viele unserer Flüchtlinge können inzwischen gut Deutsch und arbeiten als Gärtner, Bäcker, Koch, Unternehmensberater, Burgerverkäufer oder Pferdepfleger“, erzählt Ingrid Reinhart. Sogar einen Kamelpfleger auf einer Kamelranch in der Nähe gibt es!

Ingrid Reinhard schaut nach ihren E-Mails auf dem Tablet-PC.
Ingrid Reinhart leitet den Helferkreis in Grünwald bei München und steckt viel Zeit in die Flüchtlingshilfe. Sinnvoll engagieren können sich Helferinnen und Helfer aber schon ab zwei Stunden im Monat, ist sie überzeugt.
„Ich möchte vermitteln, Flüchtlinge nicht als Bedrohung zu sehen. Sondern als Menschen.“

Ängsten offen begegnen

Hier und da gab es aber auch Ängste. Manche Frauen hatten Angst vor den jungen Männern aus Afrika, die in der Traglufthalle außerhalb von Grünwald untergebracht sind und die sich eine Zeit lang in kleineren Gruppen im Ortskern getroffen haben. Gleich vorweg: Laut örtlicher Polizei ist die Sorge unbegründet – es gab keine Übergriffe, seitdem die Unterkunft in Betrieb ist. Die Gruppen junger Flüchtlinge trafen sich deshalb so häufig am öffentlichen WLAN-Hotspot, weil die Internetverbindung in der Traglufthalle am Waldrand schlecht war. Und weil kostenloses Internet für sie meist die einzige Verbindung zu ihrer Familie darstellt.

Flüchtlinge als Menschen sehen, nicht als Bedrohung

Ingrid Reinhart nimmt solche Ängste trotzdem ernst. „Offen kommunizieren ist ganz wichtig“, sagt sie. Und freut sich darüber, dass sie vielen Menschen die Skepsis gegenüber den Fremden nehmen konnte. Sie konnte vermitteln, die Flüchtlinge nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als Menschen.

Porträt: Ingrid Reinhart im Gespräch.

Ingrid Reinhart im Gespräch: Sie berichtet von tollen Integrationserfolgen in Grünwald.

Ingrid Reinhart arbeitet mit ihrem Tablet-PC.

Bei ihrer Arbeit sind Organisations- und Kommunikationstalent gefragt – ob am Schreibtisch oder vor Ort mit den Flüchtlingen.

Porträt: Ingrid Reinhart.

Gemeinsam mit über 200 Ehrenamtlichen hat Ingrid Reinhart in Grünwald schon viel bewegt.

Nachtrag:

Inzwischen ist die Traglufthalle abgebaut. Der Helferkreis betreut weiterhin die in Grünwald untergebrachten Flüchtlinge.

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