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  • Porträt: Malak Suomi und seine Tochter Mariam.

„Wir sind doch alle nur Menschen“

Malak Suomi und seine Tochter Mariam Suomi sind syrische Christen. Sie sind mit der ganzen Familie nach Deutschland geflohen und möchten in Bayern leben, solange in Syrien Krieg herrscht.

 

Das Interview wurde im Jahr 2016 geführt.

Sein Lachen ist einfach ansteckend. Malak Suomi gehört zu den Männern, in deren Gesichtszügen immer noch der Schulbub hervorblitzt – selbst mit 58 Jahren und hundert kleinen Lachfältchen um die Augen.

Für ein Leben in Sicherheit haben Malak Suomi und seine Familie alles aufgegeben, was sie sich in Syrien aufgebaut hatten. Malak Suomis Stellung als leitender Ölingenieur, das Haus, den beschaulichen Wohlstand, das gute Ansehen. Mit seiner Frau und den drei Kindern zwischen sieben und 17 Jahren floh Malak Suomi aus seiner Heimatstadt Kamishli im Nordosten Syriens nach Deutschland. Vor vier Monaten war das.

Verfolgt, weil sie Christen sind

Nach Stationen in München und Garmisch-Partenkirchen lebt die Familie seit zwei Monaten im oberbayerischen Traunstein. Auch wenn der Platz in der Unterkunft beengt ist und sie sich zu fünft zwei Zimmer mit insgesamt 37 Quadratmetern teilen, Küche und Bad sind auf dem Gang. Egal. Endlich kann sich die Familie wieder sicher fühlen! In Kamishli war das Leben zu gefährlich geworden. Wegen der Bombenanschläge zum einen. Zum anderen, weil es der sogenannte IS besonders auf syrische Christen wie Familie Suomi abgesehen hatte.

Vater Malak Suomi und Tochter Mariam Suomi sitzen auf einem Sofa.
Malak Suomi und Tochter Mariam erzählen von der alten Heimat. Als Christen wurden sie in Syrien vom sogenannten IS verfolgt.
Mariam Suomi betrachtet ein Foto der kleinen Schwester auf dem Smartphone.
Ein Foto von Mariams kleiner Schwester Sima. Sie besucht die erste Klasse in der Grundschule in Traunstein.
„Ich verstehe nicht, warum Menschen einander wegen ihrer Religion verfolgen. Wir sind doch alle Menschen.“
Porträt: Malak Suomi.
Obwohl er alles aufgeben musste – sein Lachen steckt an. In Deutschland fühlen sich Malak Suomi und seine Familie endlich sicher.

Seit Generationen Christen

Familie Suomi glaubt seit Generationen an einen christlichen Gott. Es ist nicht das erste Mal, dass sie deswegen bedroht werden. Malak Suomis Großeltern mussten 1917 aus der Türkei nach Syrien fliehen. Fast 100 Jahre später wiederholt sich die Geschichte ihrer religiösen Vertreibung. „Die Leute in Bayern sind sehr hilfsbereit und nett!“, sagt Malak Suomi. „Ich verstehe nicht, warum Menschen einander wegen ihrer Religion verfolgen. Wir sind doch alle Menschen.“

Die Familie fängt in Bayern ganz neu an. Malak Suomi hofft, schnell eine Wohnung und eine Anstellung zu finden, auch wenn er keine 20 mehr ist. Er ist qualifiziert, spricht gut Englisch – und ist sich für keine Arbeit zu schade. „Ich würde jeden Job annehmen“, sagt er. Geld zu verdienen und seine Familie wieder selbst zu versorgen sind für ihn sehr wichtig. Dafür muss er Deutsch lernen, das weiß Malak Suomi.

„In Deutschland haben Mädchen sehr gute Möglichkeiten. Ich würde gerne Abitur machen und studieren.“

Tochter Mariam möchte studieren

Die kleinste Tochter Sima (7) hat sich schon super in ihrer Grundschule in Traunstein integriert. Auch ihr großer Bruder Mario (16) und die ältere Schwester Mariam (17) möchten so schnell es geht Deutsch lernen. Aber Mario und Mariam unterliegen mit ihren 16 und 17 Jahren in Deutschland nicht mehr der Vollzeitschulpflicht. Sie sind aber berufsschulpflichtig. Für sie gibt es in Bayern ein 2-jähriges Angebot an den Berufsschulen, um einen Schulabschluss nachzuholen. Schwierig ist es für Jugendliche, die in ihrem Heimatland weiterführende Schulen besucht haben, ihre schulische Laufbahn fortzusetzen. Die Lehrpläne und Bildungsstandards sind zu unterschiedlich, um einfach an den Schulbesuch im Heimatland anknüpfen zu können.

In Syrien waren die Geschwister gute Schüler, Mariam Suomi stand kurz vor dem Abitur. Immerhin: Seit ein paar Wochen besucht sie ein Gymnasium in Traunstein, darf allerdings vorerst noch keine Prüfungen mitschreiben. „Ich habe schon neue Freundinnen gefunden“, erzählt der Teenager. Trotzdem vermisst Mariam Suomi die alte Heimat. „Wenn in Syrien nicht Krieg wäre, würden wir gern in unser Land zurückgehen.“

Porträt: Mariam Suomi.
In Syrien stand sie kurz vor dem Abitur. Mariam Suomi würde gerne studieren. Dafür möchte sie so schnell wie möglich Deutsch lernen.

Der Traum vom Frieden in Syrien

Der Traum vom Frieden ist noch in weiter Ferne. So lange träumt Familienvater Malak Suomi von einem neuen Job und einer kleinen Wohnung in Bayern. Raus aus der Flüchtlingsunterkunft, rein in ein eigenständiges Leben. Mariam Suomi träumt davon, in München zu studieren. „Bildung ist der Schlüssel für Integration“, das hat sie in einer Broschüre gelesen. Und: „In Deutschland habe ich als Mädchen alle Möglichkeiten.“